by Christian Wolf
.....und was wir aus Adam Smith heute gemacht haben....
„Wer sich aber umdeswillen einbildet, dass die Meister sich selten verbinden,
der versteht ebensowenig von der Welt als von dieser Sache.
Die Meister stehen stets und überall in einer Art stillschweigender,
aber fortwährender und gleichförmiger Übereinkunft,
den Arbeitslohn nicht über seinen gegenwärtigen Satz steigen zu lassen…
Mitunter gehen die Meister auch besondere Verbindungen ein,
um den Arbeitslohn sogar unter seinen Satz herunterzudrücken.“
Adam Smith (zum Thema Kartellbildung)
Kennen sie von Adam Smith noch einen anderen Begriff als den der „unsichtbaren Hand“ des Marktes?
Wahrscheinlich nicht! Sie sind in guter Gesellschaft, es geht den meisten Menschen nicht besser. Der Begriff hat den großen Vorteil, dass er sehr dehnbar ist und damit Spielraum für alle möglichen Interpretationen lässt. Er lässt sich somit leicht für alle möglichen Interessen funktionalisieren.
Sie können damit ein Weltbild verkaufen, ohne groß in fundierte Erklärungen „abschweifen“ zu müssen. Falls sie trotz allem in die Verlegenheit kommen, die Grundlagen ihres Tuns vermitteln zu müssen, haben sie allen Spielraum dieser Welt. Sie können sich relativ leicht hinter dieser unsichtbaren Hand verstecken!
Adam Smith selbst war ja ein sozial denkender Mensch, der sich der menschlichen Schwächen durchaus bewusst war, vor allem seitens der Arbeitgeber.
Vor diesem Hintergrund entbehrt es nicht einer gewissen Paradoxie, dass sein Werk heute auf den Begriff der unsichtbaren Hand reduziert wird. Die Zielsetzung dabei: möglichst wenig Marktregulierung zuzulassen.
Andererseits ist diese begriffliche Reduktion aber auch logisch in dem Sinn, dass Smith selbst in seinen Schriften die konzertierte Macht der Arbeitgeber ja gesehen hat(siehe Eingangszitat).
Essenz der Geschichte: Begriffe sind häufig eine Reduktion des dahinterstehenden, wesentlich differenzierteren Gedankengebäudes. Das führt in der Essenz dazu, dass sie manipulativ eingesetzt werden können. Werbung macht im Prinzip nichts anderes.
Reduktion, Verallgemeinerung, Generalisierung und ähnliche, gedankliche Strategien sind beliebte Mittel, um Eigeninteresse durchzusetzen. Sie blenden bewusst Teile der Wirklichkeit aus. Wir alle nutzen diese Strategien mehr oder weniger bewusst.
Wenn wir es schaffen, einen Begriff mit Glaubwürdigkeit zu besetzen, dann sind damit auch Deutungshoheit und Machtzugewinn verbunden.
Zu beachten gilt: hinter diesen strategischen Spielen steckt auch die Angst, sich mit einer realistischen Sicht der Dinge nicht behaupten zu können. Im Endeffekt ein gewisser Mangel an Selbstwertgefühl.
Dieser Aspekt kommt allerdings zu kurz, weil das Gefühl des Machtzugewinns – zumindestens kurzfristig – diese tiefere Ebene verdeckt.
Hilfreiches Gegenmittel:
1) gehen sie grundsätzlich davon aus, dass kaum jemand sein Eigeninteresse ansprechen wird. Meistens sind sie damit konfrontiert, dass ihnen ihr Gesprächspartner ein reduziertes Bild der Wirklichkeit vermittelt.
2) Die Colombo-Strategie! …..„Was ich noch fragen wollte?!“……;-)
„Was ist bedeutsamer: das allgemeine, gesellschaftliche Glück oder das persönliche, individuelle Glück?“. Adam Smith
Buchhinweis: Adam Smith: Wohlstand der Nationen