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INFORMATION UND KULTUR(-WANDEL)


by Christian Wolf/WHITE SPACE

Europa hat eine lange industrielle Tradition im Maschinenbau, in der Essenz eine lange Tradition im Entwickeln von Hardware. Vergleichsweise haben die USA und auch Asien ein wesentlich stärkeres Grundverständnis für das Designen von Software. Hier zeigen sich zwei Entwicklungslinien, die diametral aneinander vorbeigehen. Die Kompetenz in diesem Bereich verlagert sich immer mehr in den amerikanischen und asiatischen Raum. Die Konsequenz: Wettbewerbsnachteile.

Der Hintergrund dazu:

Während in den USA die Position eines CIOs(Chief Information Officer) im Vorstand zunehmend den Normalfall darstellt, gibt es in europäischen Firmen kein entsprechendes Pendant, zumindest nicht auf Ebene der Geschäftsführung bzw. Vorstandes.

IT-Verantwortliche finden sich hier, wenn überhaupt, eher auf der zweiten Führungsebene. Der Einfluss auf strategische Entscheidungen ist dadurch ein begrenzter, auch weil das europäische Grundverständnis wesentlich hierarchischer geprägt ist.

Das Entwickeln von Software ist auch eng mit einer entsprechenden Gründerkultur verknüpft. Gründen hat ja in der Substanz zum einen damit zu tun, Kreativität in materielle oder geistige Werte fließen zu lassen. Zum anderen ist Gründern eine Haltung des „Immer-Wieder-Von-Neuem-Beginnen“ eigen. Traditionelle Unternehmensstrukturen laufen dagegen Gefahr, in einem übertriebenen Sicherheitsdenken zu erstarren.

Ideen entstehen ja in der heutigen Zeit kaum mehr im Kopf eines Einzelnen, der im stillen Kämmerlein vor sich hindenkt. Am Prozess des Erschaffens sind viele Menschen beteiligt: an der Basis braucht es dazu vor allem auch eine risikobereite Venture-Capital-Kultur, die das Entstehen von Neuem fördert/begleitet. So gesehen ist Kreativität das Ergebnis eines Netzwerkprozesses.

Als weiterer Aspekt ist die Beteiligung der Mitarbeiter am unternehmerischen Erfolg zu erwähnen. Das führt einerseits dazu, dass der materielle Erfolg, gesellschaftlich gesehen, besser verteilt wird sowie dazu, dass die Mitarbeiter bereit sind, sich wesentlich stärker in ihr Arbeitsumfeld einzubringen.

Ein Nebenaspekt: Start-Ups haben üblicherweise eine sehr flache Hierarchie, wenn überhaupt.

Sie verkörpern dadurch auch ein „neues“ Arbeitsverständnis jenseits traditioneller Strukturen und signalisieren dadurch auch eine Entwicklungsdynamik, die ein grundsätzlich anderes Arbeitsverständnis mit sich bringt.

Mitarbeiter, die eine Start-Up-Kultur gewohnt sind wechseln auf Grund ihres Lebensverständnisses kaum mehr in eine hierarchische Unternehmenskultur, weil sie das als Einschränkung ihrer persönlichen Fähigkeiten empfinden.

Hinweis: wenn es ihnen möglichnist, besetzen sie die Position des CIO auf Vorstands- oder Geschäftsführungsebene. Es geht dabei weniger um die Position, sondern um das Grundverständnis, dass ein CIO ihr Monitoringsystem nach außen verkörpert. Er ist eines ihrer Radarsysteme für künftige Entwicklungen, die dann wiederum in strategische Überlegungen einfließen. Sowie: ein CIO ist u.a. Ausdruck dafür, dass sie als Unternehmen verstanden haben, worum es im aktuellen Paradigmenwechsel wirklich geht!

Wenn ihnen dieser Schritt nicht möglich ist, suchen sie nach Möglichkeiten, dem Thema als solchem einen entsprechenden Einfluss in ihrem Unternehmen zu sichern.

Wichtig: die Existenz eines CIO beschränkt sich nicht nur auf Softwarethemen, sondern ist in ihrer Symbolik auch die Grundlage für einen tiefergehenden Kulturwandel!

Fragestellungen:

• Welche Auswirkungen könnte dieser Aspekt auf die Gestaltung unseres Bildungssystems haben?

• Welchen Einstellungswandel braucht es, um diesen Gedanken in eine differenzierte Start-Up Kultur einfließen zu lassen?

• Welche gesellschaftlichen Wandlungspotenziale zeichnen sich durch diese Entwicklung ab?

• Welcher Anpassungsdruck ergibt sich für unser Rechtssystem auf Grund dieser Veränderungsdynamik?

• Was bedeutet dieser Wandel für ihr Unternehmen konkret?

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