by Christian Wolf
Ausgangslage: So manche Führungskraft ist sich seiner/ihrer Wirkung auf das Verhalten der Mitarbeiter nicht bewusst. Als Führungskraft agieren sie in einem kulturellen Raum, dessen Regeln sie durch ihr Verhalten zu einem großen Teil mitbestimmen. Ihre Mitarbeiter beobachten dabei sehr genau, wie sie sich ausdrücken, ob sie authentisch sind, ob Wort und Tat zusammenpassen, ob…..
Ihre physische Präsenz ist ein starker Wirkfaktor, der darüber bestimmt, wie sich ihre Mitarbeiter in ihrer Gegenwart verhalten. Und vor allem auch wenn sie nicht anwesend sind! Daraus abgeleitet: Wie denkt ihr Unternehmen?
Meetings sind ein guter Gradmesser dafür, welche Kultur in einem Unternehmen herrscht bzw. ob Führungskräfte einen offenen kommunikativen Austausch fördern oder eher behindern. Die zentrale Frage dabei: können Mitarbeiter sagen, was sie denken, ohne mit Sanktionen rechnen zu müssen!
Als Führungskraft brauchen sie deshalb viel Sensibilität und Achtsamkeit, um zu entscheiden, in welcher Form sie ihren Einfluss geltend machen können bzw. ihre Wirkung einsetzen müssen.
Hypothese: Die Realität wird zunehmend komplexer und vor diesem Hintergrund ist es wichtig, das Rollenverständnis als Führungskraft bewusst zu hinterfragen. D.h. sie brauchen vor allem Mitarbeiter, die in der Lage sind mitzudenken und ihre Sichtweis entsprechend darzulegen. Das Problem dabei: Menschen unterliegen häufig bestimmten gruppendynamischen Verhaltensweisen, die unbewusst das eigene Denken steuern.
Beispiel: Das kann dazu führen, dass sich Mitarbeiter in Gegenwart ihres Vorgesetzten sehr zurückhalten und ihre Gedanken für sich behalten.
Um einen offenen Meinungsaustausch zu fördern kann es daher sinnvoll sein, dass sie sich in ihrer Position als Führungskraft zurücknehmen und beispielsweise Meetings verlassen, um die anwesenden Mitarbeiter in ihrem Denkfluss zu fördern bzw. nicht zu stören.
Sich zurücknehmen und nur zuzuhören ist für viele Führungskräfte eine hohe Herausforderung. Fragen zu stellen, um der Thematik auf den Grund zu gehen, zeigt vor allem auch ein offeneres Rollenverständnis, das besagt „Ich weiß als Führungskraft nicht alles. Ich bin aber bereit, durch das Wissen anderer dazuzulernen!“.
Und gleichzeitig signalisieren sie damit ihren Mitarbeitern, dass sie ihnen Wertschätzung entgegenbringen: Die beste Grundlage, um ein Unternehmen durch unsichere Zeiten zu manövrieren!
Selbstreflexion als Führungskraft: Stellen sie in einem Meeting mehr Fragen oder sind ihre Wortmeldungen Statements über ihre Sicht der Dinge? Gehen sie implizit davon aus, dass sie der/die einzige im Unternehmen sind, der/die weiß, was Sache ist? Können sie zuhören? Welche inneren Reaktionen erleben sie auf diese Fragestellungen?