by christian wolf [white space]
Gemeinhin erwarten vor allem Führungskräfte schnelle Antworten auf ihre Fragen.
Einerseits verständlich, andererseits wenig sinnvoll, da das Risiko bei schnellen Antworten darin liegt, dass sie zum einen rational und zum anderen durch die Denkmustern der Vergangenheit geprägt sind. Die Wahrscheinlichkeit ist somit groß, dass sie nur auf der Symptomebene wirken und sich das Problem langfristig auf eine andere Ebene verschiebt. Eine bekannte Erfahrung!
Den Dingen auf den Grund zu gehen erfordert aber eine andere Herangehensweise. Es braucht die Bereitschaft, Fragen wirken zu lassen. Bei den meisten Führungskräften führt das dann eher zu Ungeduld.
Es ist auch interessant zu beobachten, dass eine häufige (Standard-)Antwort im Bewerbungsgespräch auf die Frage nach den eigenen Schwächen „Ungeduld“ ist. Kandidaten wollen damit „andeuten“, dass sie energiegeladen, entschlossen und an raschen Lösungen interessiert sind.
Das mag die undifferenzierte Erwartungshaltung so mancher Personalverantwortlicher befriedigen, geht aber an der Lebenswirklichkeit vieler Unternehmen vorbei. Sie können das anhand ihrer Erfahrungen in ihrem Unternehmen durchspielen……
Falls sie zufällig Personalverantwortlicher sind, stellen sie sich einmal zum Spaß die Frage, wie sie reagieren würden, wenn ein Bewerber auf die Frage nach seinen/ihren Schwächen antworten würde:“Ich bin sehr geduldig und kann auf Antworten warten, bis sie sich mir aus innerer Überzeugung heraus zeigen“. Tja, warten sie auf die (ehrliche) Antwort…. ;-)
Essenz: versuchen sie einmal auf eine Frage nicht sofort eine Antwort erhalten zu wollen. Versuchen sie nicht auf den „Schnell-Vorlauf zu drücken“, um die Zeit bis zur Antwort schnell zu überbrücken.
Können sie die Frage für den Moment „ungelöst“ stehen lassen?
Können sie der Frage und somit der Antwort Zeit und Raum geben, um sich stimmig entfalten zu können.
Und welche Gedanken, Unsicherheiten und vielleicht Ängste zeigen sich während dieses Prozesses?